brennen beleuchten schürfen schichten
Die beteiligten Künstler Reinhard Dorn, Ludwig Hauser, Elisabeth A. Jung, Tom Neumaier, Viktor Scheck, Susanna Smyczek-Schuhmann und Fredrik Lindqvist haben höchst unterschiedlich „das unangebrachte Pathos Napoléons demontiert“, so Tom Neumaier. Sie gehen ins historische Detail, in die Tiefe und ans Klischee, durchleuchten, versammeln, überblenden, sezieren, irritieren. Sie arbeiten archäologisch, legen Schicht für Schicht frei, ordnen Schlacht für Schlacht für Schlacht übersichtlich an oder schaffen ebenso akribisch vielschichtige, neue Ansichten der Person und der Zeit Napoléons.
Kunst und Propaganda
Tom Neumaier beginnt, wie die große Ausstellung auch, mit 1809, der Ankunft Napoléons in München, und nimmt sogleich die Perspektive eines Künstlers ein. In dieser Zeit, 1794 – 1815, fanden die bis dahin größten Kunstraubzüge statt. Systematisch leerte Napoléons Gefolge während seiner Feldzüge die großen Museen um ihre Kunstschätze und ließ sie ins neu gegründete Musée Napoléon, heute Louvre, bringen. Alle bedeutenden Werke wichtiger Männer sollten aus dem „feudalen Joch“ befreit werden, so die napoleonische Propaganda. Der Despot bediente sich auch sonst gezielt der „künstlerischen Propaganda bzw. der propagandistischen Kunst“, darunter zahlreiche Gemälde von Jaques-Louis David, von denen eines zum Motiv- und Plakatbild der Landesausstellung wurde, Napoléon auf dem sich aufbäumenden Pferd bei der Querung der Alpen.
Reliquienverehrung statt kritischer Betrachtung
Ohnehin schon idealisiert und dramatisiert wird diese Darstellung durch die Landesausstellung nicht etwa gebrochen, so Neumaier, sondern noch einmal überhöht durch zeitgemäß poppige Farbeffekte. Soll uns da Napoléon damit immer noch ungebrochen als Idol, als Popstar verkauft werden? Reliquienverehrung und Souvenir statt einer distanzierten, kritischen Geschichtsbetrachtung eines Schlächters und Despoten. Auch wenn die Ausstellung asich n der ein oder anderen Stelle von den napoleonischen Ikonen angezogen zeigt, es ist das NAPOLEONprojekt des BBK, das die Landesausstellung künstlerisch bricht und hier unten im Zeughaus unsere Wahrnehmung anders lenkt, auf eine andere Kernbotschaft, als oben in der Landesausstellung im Neuen Schloss.
Unbedingt sehenswert!
Ausstellungsdauer bis 16. August 2015
Mo - So 10 -18 h
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alle Bilder: Petra Kleine