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Mittwoch, 03 Oktober 2018 12:34

Beate Diao | KUNSTSTÜCKE Ausstellung bis 14. Oktober | Harderbastei

von

Beate Diao Engert 348Ingolstadt | Beate Diao zeigt noch bis 14. Oktober eigene künstlerische Arbeiten im Rahmen der Ausstellungsreihe KUNSTSTÜCKE des BBK Ingolstadt und Nordbayern. Es geht um die Schönheit von Flora, Fauna, Mikrokosmos, die Künstlerin hebt ab auf Strukturen und Ornamentik. Besonders faszinieren die Künstlerin offensichtlich Gehirne, Kraken und Insekten, deren Ästhetik sie wirkungsvoll herausstellt. Einen eigenen Raum nehmen politische Themen wie Klimawandel, Krieg und Zerstörung ein. Eine stimmige, ansprechende und berührende Bilderschau, mit Themenreihen als spannenden Facetten.

Beate Diao ist öffentlich vor allem als künstlerische Leiterin der Kunstschule „Kunst- und Kulturbastei“ präsent, die junge Menschen für außergewöhnliche Kunstprojekt begeistern kann und diese großformatig und gerne im öffentlichen Raum umsetzt. Ein Exkurs zur Kunstvermittlerin und Kulturmanagerin Beate Diao lag bei der Ausstellungseröffnung daher nahe, auch wenn es an diesem Tag – eigentlich - um die Künstlerin ging. Beate Diao sei eine Macherin, die auch sehr komplexe Ideen umsetzen könne, eine geborene Vernetzerin, eine Antreiberin, die (ihn) immer wieder überzeugen konnte, wenn (finanzielle) Rahmenbedingungen geschaffen werden mussten, um jungen Menschen die Arbeit mit Kunst, Musik, Theater, Mode und mit professionellen Kunstschaffenden zu ermöglichen. „Und sie ist hartnäckig“, bekannte Kulturreferent Gabriel Engert lachend bei seiner Begrüßung, die dann doch eine fulminante und verdiente Laudatio für die Kulturarbeiterin Beate Diao wurde. Seit der Gründung ihrer Kunstschule, vor zwölf Jahren noch in der eigenen Garage in Ringsee, realisierte Diao oftmals ungewöhnliche Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Die Erweiterung um die Bereiche Musik, Theater, Stelzengang, Mode kam mit dem Einzug in die Harderbastei, die damit zur „Kunst- und Kulturbastei“ wurde. Diao brachte „urban knitting“ und 3 D- Illusionsmalerei auf die Plätze Ingolstadts, schickte die stromlos-Bigband durch die Straßen. Die Reithalle im Klenzepark hat Diao eigenhändig, natürlich immer zusammen mit vielen anderen, wie sie stets betont, von der Decke bis zum Boden in schwarzen Bühnenmolton gehüllt, als sie 2011 ihr bisher wohl spektakulärstes Kunstprojekt „Galaktisch: Expedition ins All“ umsetzte. Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche, 100 Schulen, Museen, Firmen und Kunstakteure, selbst ein echter Astronaut wirkten mit, um ein Universum aus Fantasie und Schwarzlicht zum Leuchten zu bringen. Er sei heute noch beeindruckt, so der Kulturreferent. Viel Applaus für diese schöne öffentliche Würdigung und für die Kunst- und Kulturfrau in der gut besuchten Harderbastei.

Der Künstlerin Beate Diao wandte sich der BBK-Vorsitzende Werner Kapfer zu. Er begründete die ästhetische und künstlerische Qualität der Werke. „Kunst kann schön sein, sie muss es nicht. Aber sie muss berühren und eigene Gedanken anregen, das erwarten wir von guter Kunst.“ Kapfer betonte die Disziplin und das planvolle Vorgehen, die gerade für die Schnitttechniken wichtig seien. Von der Bildidee zum ersten Schnitt in Holz, Linoleum oder Papier brauche es genaue Planung und einen intensiven Klärungsprozess vorab. „Auffallend ist ihre von Sorge geprägte Wahrnehmung politischer Entwicklungen“, zeigt sich Kapfer selbst sehr bewegt von den Werken, die Diao im Nebenraum versammelt hat. Plakativ setzt sie den „Hassprediger“ in Szene – einen ganzen Tag hat sie gezielt Wörter gesammelt, die negativ, ungerecht, bedrohlich sind. Erschreckend bekannt sind uns Sprache und Gesichtsausdruck des Fanatismus. „Danach ging es mir erst einmal nicht gut.“, beschreibt sie selbst die Intensität dieser Auseinandersetzung. Berührend sind die Scherenschnitte von spielenden Kindern in der harmlosen Anmutung, die wir aus Poesiealben kennen. Die Bomben in diesen Bildern wirken kurz wie ein dekoratives Muster. Bedrohungen, die uns selbst nur in den Nachrichten, im entfernten Leben anderer Menschen begegnen. Die wir wegschalten können, wenn es uns zu viel Terror und Gewalt wird. Die Beate Diao festhält. Kindergesichter gezeichnet vom Leid des Krieges zeigt sie neben einem Frauengesicht mit dem schmerzlichen Ausdruck der Enttäuschung über ein verlorenes Fußballspiel. Diao hat sich mit Schmerz auseinandergesetzt, Bilder gesucht und geschaffen – Gesicht für Gesicht, Schnitt für Schnitt in das Linoleum. Wegschalten geht hier nicht, diese ruhigen Bilder bleiben. Folgen des Krieges auch in der Zeichnung „Homs – eine Stadt in Auflösung“. In feinsten Punkten hat die Künstlerin über viele Monate hinweg das Bild der zerstörten, syrischen Stadt nachgezeichnet. Punkt für Punkt für Punkt. 200.000 mal. Als würde sie jedes einzelnen Menschen gedenken …

Es gibt auch die helle Seite. Die Künstlerin selbst ist fasziniert von der Ästhetik der Ordnung, die sie in Flora und Fauna findet. Sie zeigt uns diese Faszination. Sie sucht die Schönheit von Kraken, Quallen, Insekten oder Pflanzen. Gehirnstrukturen oder die Iris des Auges – das interessiert und inspiriert sie. So ergibt sich eine starke, fast schon spirituelle Ornamentik, wenn sie Käfer symmetrisch anordnet. Die Schönheit von Ordnung beruhigt, heilt vielleicht sogar, täte der Welt gut, weiß Beate Diao. Herrlich abgedreht dagegen die Pilze die aus einem Gehirn wachsen. Unerwartet das Stück Kabel, das wie eine Prothese den Tentakel eines Oktopoden ersetzt. Eine kleine Serie ist der Harderbastei gewidmet – „fast schon meine zweite Heimat“. Die thematischen Bilderpaare die mit „Klimawandel“ oder „Wem gehört das Wasser“, betitelt sind, laden erst zum Hinsehen ein und dann zu kritischen Gedanken. Die freundliche Pusteblume auf lichtem Himmelblau und der schöne rote Klatschmohn sind auch ein solches Bilderpaar. Es heißt „Unkraut“.


"Kunststücke" von Beate Diao noch bis Sonntag, 14. Oktober in der Harderbastei, Oberer Graben 55.
Geöffnet von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr.

www.beate-diao.de | www.kunstundkulturbastei.de | www.bbk-ingolstadt.de |

 

Der Kulturkanal Ingolstadt mit Interview und Bericht | hier Beates Diao ästhetisches Universum

 

Wichtiges Bild Beate Diao portrait vor AchtungKultur 700

Beate Diao

2018 | Einzelausstellung „Kunststücke“
2013 - 2018 | Ausstellungsbeteiligungen: Konflikt – Der Zweck des Gemetzels, Kap 94 ; Frankenstein 4.0, BBK Ingolstadt und Bayern; Kunstmesse Ingolstadt „Glaube“ BBK- Ausstellung im Rathausfletz Neuburg/Donau; „Kunst deines Nachbarn“, Städtische Galerie Pfaffenhofen; „Hand und Kunst“ , Kulturgeschichte der Hand in Wolnzach; Stadtgestalt-Geschichte-Vision“ des BBK Ingolstadt
2015 | Wahl zur 2. Vorsitzenden des BBK Obb. Nord und Ingolstadt
2012 | Bühnenbild Stadttheater Ingolstadt „Frau Weiß sieht rot“

2010 | Gründungsmitglied des Vereins „Künstler an die Schulen e.V. |

2006 | Gründung der privaten Kinder- und Jugendkunstschule „Kunst und Kultur Garage“, seit 2013 als Verein „Kunst und Kultur Bastei e.V.“ und Erweiterung von Bildender Kunst auf die Bereiche Stelzenperformance und Theater, Modedesign und –schneiderei, Musik. Bis heute künstlerische Leitung und Durchführung zahlreicher Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen. #stromlos #streetartig #farblos #pop-up art piano #galaktisch

2001 | Aufnahme im Berufsverband Bildender Künstler - BBK Obb. Nord und Ingolstadt
1997 - 99 | Ausstellungsbeteiligungen im Gläsernen Elefanten Maximilianpark Hamm | „Bayerische Kunst unserer Tage“ in Bratislava, Slowakische Nationalgalerie | Gruppenausstellung in der MVA Ingolstadt „Ingolstadt liegt an der Donau, Bratislava auch“ mit Publikumspreis | Einzelausstellung „HolzArt“ Galerie im Bürgerhaus Ingolstadt | Freie Mitarbeit in der Künstlergruppe „Il Conventino“ Florenz
1996 | Abschluss der staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauerei in München | 1.Preis der Dannerschen Kunstgewerbestiftung
1995 bis heute | Mitarbeiterin Organisationteam der Ingolstädter Jazztage
1990 | Staatliche Fachoberschule Augsburg, Ausbildungsrichtung Gestaltung
1970 | geboren in Ingolstadt

 

 

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Bilder ©K10 | Petra Kleine

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