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Sonntag, 09 Juni 2019 13:45

Kunst vor Ort … im Treppenhaus | Schillerstraße und Niemeserstraße | Gemeinnützige und BBK Ingolstadt

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Kunst im Treppenhaus 348swIngolstadt | Für eine Wohnbaugesellschaft gibt es gute Gründe ihre Immobilien hochwertig zu gestalten. Die GWG hat neben ihrem wirtschaftlichen und sozialen Auftrag auch einen ökologischen und baukulturellen Anspruch für sich festgelegt. Dazu gehört die Architektur, ein grünes und ökologisch wertiges Umfeld und auch Kunst am Bau. Sie gewinnt damit Lebensqualität für ihre Bewohner*innen und diese können sich positiv mit „ihrem“ Haus identifizieren. Die Kunstschaffenden werden gezielt unterstützt, sie können den Menschen und deren Lebensmittelpunkten Atmosphäre und Einmaligkeit geben, sie schaffen prägende Orte im Stadtbild und Bilder für unsere Erinnerungen. Für die Menschen und die Stadt ist es eine Visitenkarte. Die GWG habe sich für diese Kunst vor Ort-Treppenhäuser, wie übrigens auch bei den ökologischen Projekten, vorher juristisch beraten lassen. „Man weiß ja nie …“ räumte Peter Karmann beim Ortstermin lachend ein. Künstler oder Bienenblühwiesen können eben durchaus auch ein Wagnis sein.

Ich bin selbst in einem Wohnblock aufgewachsen. Direkt am Luitpoldpark in Ingolstadt. Es war herrlich. Wenn ich heimkam, musste ich in den mittleren der drei Hauseingänge, den mit dem Fischer. Auf einer Fassadenmalerei über „meiner“ Haustür stemmte sich der Fischer schwer und mit Pathos gegen das Gewicht seines vollen Fangnetzes. Über den anderen Hauseingängen ähnliche Motive aus der Welt der Bauern und Jäger. Ich meine sogar, dass mein Fischer die Stimmung wechselte, mal fröhlich aussah, mal angestrengt oder angstvoll – je nachdem wohl, was ich selbst gerade aus der Schule mit heimbrachte. Später fiel mir auch die Farbgebung auf, der Fischer in Blautönen, der pflügende Bauer vom Nebenhaus erdig, Waldmotive grünlich. Noch etwas später, fand ich das alles sehr weit weg vom - mindestens ebenso anstrengenden - 70er-Jahre-Alltag einer Jugendlichen in Ingolstadt.

Kunst im Treppenhaus ...

Der Fischer kam mir wieder in den Sinn, als für die Wohnblocks an der Niemeser- und Schillerstraße die Treppenhausgestaltung „Kunst vor Ort“ vorgestellt wurde. Die Gemeinnützige Wohnbaugesellschaft (GWG) hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben, um 15 ihrer frisch sanierten Treppenhäuser mit zeitgenössischer Kunst zu gestalten. 30 Künstlerinnen und Künstler des Berufsverbandes bildender Künstler BBK Ingolstadt/Obb. Nord hatten sich ausführlich mit der Situation vor Ort beschäftigt und Entwürfe eingereicht. Die Auswahl der Jury wurden jetzt im Mai bei einem Ortstermin bekannt gegeben. Durch die künstlerische Wand- und Fenstergestaltung der Treppenhäuser sollten sich die Gebäude in unterschiedliche kleine Kunstwerke verwandeln, so Peter Karmann, der Geschäftsführer der GWG. Sie würden so nicht nur zu einem schön gestalteten Ort der Begegnung mit den Nachbarn, sondern auch zur Begegnung mit zeitgenössischer Kunst.

... dann klappt's auch mit den Nachbarn

Werner Kapfer, Vorsitzender des BBK, betonte, die Aufgabe, Wohnblocks mit vielen verschiedenen Nachbarn, künstlerisch gestalten zu können und die „Kunst vor Ort“ zu bringen, sei auch für die Künstlerinnen und Künstler eine wichtige Herausforderung. Kunst könne die Menschen berühren, so Kapfer, und die Begegnung mit ihr solle daher möglichst auch im Alltag erlebbar sein. Kunst müsse zu den Menschen. Dieser soziale Moment bewege ihn als Künstler sehr. „In einer Zeit wo die Gefahr da ist, dass die Gesellschaft auseinanderfällt, kann Kunst etwas Verbindendes schaffen.“ Natürlich nur, wenn man sie auch erleben kann. Die Mieter werden während der Realisierung der Kunstprojekte sicher auch die Künstlerinnen und Künstler persönlich kennenlernen. Sie werden vielleicht selbst ein Teil des Kunstwerks werden. Sie könnten erfahren, dass Werke „ihres“ Künstlers von Museen gekauft und ausgestellt wurden oder dass eine Künstlerin auch in einem Wohnblock der GWG aufwuchs. Wir dürfen also gespannt sein. Vorfreude auf die erste Vernissage im Treppenhaus. Schillerstraße 70.   Petra Kleine

www.gemeinnuetzige.de

Diese Künstlerinnen und Künstler wurden ausgewählt. 2019 werden Brigitte Schuster (Schillerstr. 70), Karin Roth (Schillerstr. 68) und Hanni Goldhardt (Niemeser Str.6) ihre Arbeiten umsetzen.

Alexandra Fromm (Keramik), Bodo Rott (Malerei), Brigitte Schuster (Glaskunst), Fredrik Lindqvist (Malerei), Hanni Goldhardt (Malerei), Hans Dollinger (Keramik), Jürgen Schulze (Glasmalerei / Folien), Karin Roth (Farbstreifen), Leonore Weiss (Malerei, Natur, Prozesse), Norbert Zagel (Gedichtplatten an Treppenunterseite) , Reinhard Dorn (Fußballtreppenstufen), Stefan Wanzl-Lawrence und Susanne Pohl (Zeichnungen), Tatjana Lee & Patricia Petapermal (Lentikularbilder & Handschrift), Thomas Neumaier (Treppenhausmuseum), Werner Kapfer (Farben & Piktogramme).

www.bbk-ingolstadt.de

Ortstermin

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