Samstag, 27 Oktober 2012 22:58

Musikszene zeigt was sie drauf hat | INto music Konzert und CD

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k10musicmanDie Ingolstädter Musikszene und ihre Bands sind im Gespräch wie seit langem nicht. Das hat zunächst mit den Problemen zu tun, die sich aus fehlenden und gekündigten Band-Proberäumen ergeben (s. auch Bericht Bandtreffen im August) Ersatz gibt es bisher kaum und die Fertigstellung der Halle 9, die auch Bandräume anbieten soll, zieht sich hin. Erst Ende 2013 steht der erste Teil und der zweite Bauabschnitt mit einer größeren Zahl von Proberäumen und Ateliers muss noch politisch im Stadtrat durchgesetzt werden. Dafür stehen die Zeichen allerdings inzwischen günstiger als noch vor dem Bandtreffen im Sommer, denn sowohl die Kulturverwaltung als auch ein Teil des Stadtrates möchte die schnelle Fertigstellung. Ein Erfolg immerhin der Öffentlichkeitsarbeit der Bands, die sich erstmals zusammengetan hatten, um auf das gemeinsame Problem hinzuweisen. Bis zur Kündigung war es öffentlich und auch bei der nebenan planenden Stadt übrigens kaum bekannt, dass in der Elisabethstraße so viele Bands eingemietet waren.

 

Es gibt sie also, die  echte Subkultur in Ingolstadt – von der eben nicht jeder weiß, wo diese angesiedelt ist. Und diese Subkultur zeigt jetzt, dass es ihr sehr ernst mit der Musik ist und nimmt auch die Stadt  - als Verwaltung und Stadtgesellschaft - in die Verantwortung. Zu Recht: eine Stadt braucht nicht nur ein vielfältiges Kultur-Veranstaltungsprogramm, sie braucht auch Kultur Schaffende, Kultur Machende, eine freie Szene - und diese Szene braucht vor allem eins: RÄUME! Die allerdings sind in der Boomtown Ingolstadt so rar wie nie zuvor. Auf den leer stehenden Gebäude bzw. Immobilien liegt ein hoher Verwertungsdruck. Selbst zeitlich befristete Zwischennutzungen für ein paar Jahre werden kaum angeboten. Die Vermieter befürchten, dass sie Zwischen-Mieter nicht mehr rausbekommen. Gegen diese Haltung lässt sich nur sehr schwer argumentieren, obwohl die Erfahrung es ja anders zeigt.

Bands wie Slut, XGOD oder die SCANDAL Rock Band sind seit Jahren Teil der Ingolstädter Musikszene, sie erkennen und formulieren diese Verknappung. Diese bewahrheitete sich auch, als das städtische Kulturamt  selbst für die Bands suchte, mit Besitzern leer stehender Gebäude sprach und der Kulturreferent öffentlich an Gebäudebesitzer appellierte. Lediglich das Unternehmen Gebrüder Peters hat jetzt Gebäude für die Bands zur Verfügung gestellt. Dies hat wohl auch damit zu tun, dass die Unternehmerfamilie kulturell interessiert und engagiert ist, bis hin zum Sohn, der mit den P.R. tWins selbst Teil der Musikszene ist und dies inzwischen beruflich umsetzt. Mag sein, dass auch dies dazu beigetragen hat, dass man in der Szene wahrnimmt: Wer Kultur schätzt, vermietet auch an Künstler, Bands etc. Und der Umkehrschluss liegt dann eben nahe, dass in einer Stadt in der es keine Räume für eine freie Szene gibt, diese eben wohl nicht geschätzt wird… Dazu kommt, dass die Bands innerhalb kurzer Zeit aus der Elisabethstraße ausziehen mussten. Sie haben Auftrittstermine oder Studioaufnahmen und können nicht proben! Und niemand kann offenbar helfen, nicht einmal die Stadt. Dies alles hat zuletzt zu intensiven und emotionalen Debatten geführt, letztlich allerdings ohne Perspektive auf schnelle Abhilfe und auch ohne konkrete Idee. Also suchen alle erst einmal weiter, die Bands und auch der städtische "Bandbeauftragte", denn mieten geht immer noch schneller als bauen.

INto Music – Der Ingolstädter Sampler und das Konzert

Geneigte Hausbesitzer zu finden, die kurzfristig oder dauerhaft an Bands vermieten, bleibt daher das Hauptziel. Dafür startet die Musikszene jetzt eine "Charmeoffensive". Künstlerisch selbstbewusst setzen sie ein Zeichen und wollen überzeugen. „Die Ingolstädter Musikszene hat einiges zu bieten und doch steht sie immer noch viel zu sehr im Hintergrund. Sowohl in der Eventhalle, als auch im Ohrakel können alle Ingolstädter Bands (und aus der Umgebung) auftreten und Ingolstadt zeigen, was sie drauf haben!“ Mit einem eigenen CD-Sampler und einem zweitägigen Konzert Anfang Januar 2013 antworten sie auch die ganze Misere und werben für sich und ihr Anliegen. Eintritt frei – INto music.

Mehr als 25 Bands werden wohl auftreten, zwischen den beiden Veranstaltungsorten soll stündlich ein Shuttle-Bus fahren. Die 15 Bands für die CD wurden von einer Jury aus Eventmanagern, Musikwissenschaftlern, MusikerInnen, Tontechnikern etc. ausgewählt. Die CD wird hier in der Region gemastered und fertig gestellt, inklusive Booklet. Der Eintritt ist frei, die Finanzierung und das Sponsoring wird ebenfalls alles selbst von der Musikszene organisiert. Grossartig!

K10 wird hier weiter dazu berichten, noch sind CD, Bandnamen, Programm etc. intern in Bearbeitung. Und weiterhin gilt: wer geeignete Räume oder Gebäude an Musikbands vermieten möchte kann sich an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden. 

Das Konzert INto music findet am 4. und 5. Januar 2013 in der Eventhalle am Westpark und im Ohrakel statt. Save the date!   

(pk) 

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